Ein britisches Gericht hat in einem wegweisenden Kartellurteil festgestellt, dass Apple seine marktbeherrschende Stellung missbraucht hat, indem es überhöhte Provisionen auf seinen App Store erhoben hat. Das Competition Appeal Tribunal (CAT) kam zu dem Schluss, dass die Praktiken von Apple den Wettbewerb beeinträchtigten, indem sie den Entwicklern unfaire Gebühren auferlegten, von denen einige an die Verbraucher weitergegeben wurden. Diese Entscheidung könnte dazu führen, dass Apple britischen Nutzern und Unternehmen bis zu 1,5 Mrd. £ an Schadenersatz schuldet.
Die Akademikerin Rachael Kent, die rund 36 Millionen britische iPhone- und iPad-Nutzer vertritt, reichte die Klage ein und argumentierte, dass Apples Provisionssatz für App-Käufe und Abonnements zu hoch sei und nicht wettbewerbsrechtlich gerechtfertigt sei. Zu den Kriterien für den Schadenersatz gehören Käufe im britischen App Store seit dem 1. Oktober 2015.
Das Schiedsgericht stellte fest, dass Apple für viele Apps und In-App-Käufe Provisionen von etwa 30 Prozent erhoben hatte, während ein wettbewerbsfähiger Benchmark bei etwa 17,5 Prozent liegen würde. In der Entscheidung wurde auch festgestellt, dass die Bauherren etwa die Hälfte des Preisaufschlags an die Verbraucher weitergegeben hatten, so dass viele britische Nutzer von den höheren Preisen betroffen waren.
Apple ist nun verpflichtet, auf das Ergebnis zu reagieren und an einer Folgeanhörung teilzunehmen, um zu bestimmen, wie der Schadenersatz berechnet wird. Wenn Apple keine Berufung einlegt oder seine Geschäftspraktiken rückgängig macht, drohen dem Unternehmen möglicherweise zusätzliche Strafen oder behördliche Auflagen.
Warum das Urteil für die Technologiemärkte wichtig ist
Das Urteil ist eine der ersten erfolgreichen Sammelklagen gegen ein großes Technologieunternehmen in Großbritannien, insbesondere im Hinblick auf das Wettbewerbsrecht. Es signalisiert, dass mächtige Plattformbetreiber dafür zur Rechenschaft gezogen werden können, wie sie Gebühren strukturieren, den Wettbewerb einschränken und die Kosten an die Endnutzer weitergeben.
Darüber hinaus könnte die Entscheidung ähnliche rechtliche Schritte in Großbritannien und anderswo nach sich ziehen, insbesondere angesichts der laufenden Ermittlungen gegen App-Stores, digitale Geldbörsen und mobile Plattformen. Regulierungsbehörden und Verbraucherschützer werden nun wahrscheinlich genau unter die Lupe nehmen, wie große Technologieunternehmen Dienstleistungen bepreisen und den Zugang kontrollieren.
Apple plant, gegen das Urteil Berufung einzulegen, und hat erklärt, dass die Entscheidung missversteht, wie der App Store Entwickler und Verbraucher unterstützt. Das Unternehmen behauptet, dass sein integriertes Ökosystem einen Mehrwert in Bezug auf Sicherheit, Datenschutz und Benutzererfahrung bietet.
Für Verbraucher bedeutet dieser Fall, dass es sich lohnt, Ihre digitalen Einkäufe zu überprüfen, wenn Sie seit 2015 ein iPhone oder iPad in Großbritannien verwendet haben. Viele Käufer können sich für eine Entschädigung qualifizieren, je nachdem, wie sich die Folgeanhörung des Gerichts entwickelt und wie die Ansprüche bearbeitet werden.
Entwickler und App-Betreiber sollten beobachten, wie sich Apple an das Urteil anpasst. Zu den Änderungen gehören niedrigere Provisionssätze, flexiblere Zahlungsoptionen oder eine verbesserte Transparenz bei der Erhebung von Gebühren.
Dieses Urteil könnte die Funktionsweise von App-Stores neu gestalten, nicht nur in Großbritannien, sondern weltweit. Wenn Apple gezwungen ist, sein Geschäftsmodell anzupassen, könnten andere Plattformanbieter unter Druck geraten, diesem Beispiel zu folgen. Die Entscheidung wirft die Frage auf, wie dominante Technologieunternehmen Gebühren festlegen, alternative Zahlungsmethoden einschränken und Innovationen über ihre Ökosysteme beeinflussen.
Für die Regulierungsbehörden bietet der Fall eine Blaupause für Sammelklagen und kollektive Rechtsbehelfe, wenn große digitale Plattformen unfaire strukturelle Kosten auferlegen. Er betont, dass der Schaden für die Nutzer nicht nur durch Betrug oder bösartige Apps entstehen kann, sondern auch durch zulässige Geschäftsmodelle, die versteckte Kosten für die Endnutzer verursachen.